Diskussionen über Kostümierungen

Aus aktuellem Anlass

Wir erhalten sehr viele Anfragen zum Thema "Indianer"-Kostüme. Of sind es Eltern, Großeltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen, die sich auf der Suche nach weiteren Informationen befinden. Auch die Medien berichten immer wieder über dieses, in Deutschland noch immer sehr kontrovers diskutierte, Thema. Meistens geschieht dies um die Faschingszeit herum und oft geht es dabei um VIPs und Politiker*innen, die mit ihren Handlungen oder Aussagen in die Kritik geraten sind.

Als Annemarie Carpendale im Februar 2021 zu Karneval auf ihrem Instagram Profil ein Familienfoto veröffentlichte, dass u.a. sie in einem "Indianer"-Kostüm zeigte, erhielt sie dafür zum Teil heftige Kritik. In den Medien war sogar von einem Shitstorm die Rede. In den Artikeln, die anschließend erschienen, wurde die Native American Association of Germany erwähnt und zitiert, denn wir waren bereits 2019 im Rahmen der sogenannten "Indianerkostüm-Debatte" um eine Stellungnahme gebeten worden. 

Damals hatten wir die Empfehlung einer Kindertagesstätte in Hamburg befürwortet, die in einem Schreiben an die Eltern darum gebeten hatte, auf stereotype Verkleidungen zu verzichten. Einige Zeitungen machten aus dieser Empfehlung ein Verbot und die Empörung des Lesepublikums war groß und führte besonders in den sozialen Netzwerken zu heftig geführten Diskussionen. Doch genauso, wie im vergangenem Jahr während der sogenannten "Winnetou-Debatte", ging es dabei nie um ein Verbot.

Da ein großer Bedarf an weiteren Erklärungen und Informationen besteht, werden wir dieses Thema nun erneut aufgreifen und Schritt für Schritt vertiefen. Zur Zeit sind die Fronten der Gegner und Befürworter extrem stark verhärtet und Menschen werden dabei in ihren Gefühlen verletzt. Dies geschieht auf beiden Seiten. Unser Motto lautet jedoch: "Building Bridges - Connecting People" ("Brücken bauen und die Menschen miteinander verbinden"). Ein Native American, Mitglied unserer Organisation und seit vielen Jahren mit dieser Problematik vertraut, brachte es erneut auf den Punkt, als er sagte: "We are about building bridges not walls." ("Es geht uns darum Brücken zu bauen und keine Mauern.")

In diesem Sinne möchten wir gerne unseren Teil dazu beitragen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, damit dieser Meinungsaustausch in Zukunft auf eine respektvolle Art und Weise geführt wird.

Eines vorweg: Ein Kind, dass in ein "Indianer"-Kostüm schlüpft, verfolgt damit definitiv keine rassistischen Absichten und viele Erwachsene, die dies als Kind getan haben oder immer noch tun, ebenfalls nicht. Trotzdem ist die Frage erlaubt, ob dies vor einem rassistischen Hintergrund geschieht, denn das, was die Kinder versuchen zu verkörpern, ist ein Stereotyp und es wird den verschiedenen Native American Nations in keinster Weise gerecht. Und ganz besonders im Zeitalter der weltweiten Vernetzung durch das Internet, haben diese Darstellungen einen direkten Einfluss auf diejenigen, deren reichhaltige Kulturen auf eine einzige Klischeevorstellung reduziert werden.

Es scheint so, als würden Native Americans in Europa und ganz besonders in Deutschland bewundert, allerdings wird nur allzu oft erwartet, dass sie diesen stereotypen Vorstellungen auch entsprechen - sowohl im Negativen, als auch im Positiven.  


Link zu weiteren Informationen und Videos auf unseren Internetseiten:

Stereotypen und "Indianer"-Kostüme - Aussagen von Native Americans