Hinweis: Der Beitrag von Carmen Kwasny mit zusätzlichen Informationen und Erläuterungen zum Artikel „Traum vom Indianerhäuptling sollte man den Kindern nicht verbieten“ (am 22.03.2021 von der Zeitung WELT veröffentlicht), ist jetzt als komplett überarbeitete Fassung unter diesem Link zu finden:
Dieser Pfahl, der in Europa in fast jedem Tipidorf steht, ist in der Regel eine völlig verkitschte Kopie eines Totempfahls und er wird oft auch so bezeichnet. Die Totempfähle gehören jedoch zu den indigenen Nationen, die an der amerikanischen Nordwestküste leben und es sind definitiv keine Marterpfähle. Das Kanu gehört ebenfalls nicht in die Prärie. Allein diese zwei Beispiele zeigen sehr deutlich, wie groß die Unkenntnis ist. Gegenstände, die zum Teil sogar eine spirituelle Bedeutung haben und die aus dem Kulturgut völlig verschiedener Nationen stammen, werden einfach miteinander vermischt und als "indianisch" betitelt.
Es ist sehr wichtig zu reflektieren, was den Kindern vermittelt wird, wenn "wilde Indianertänze" um das Lagerfeuer mit "Kriegsbemalung" und "Indianergeheul" als Ehrung der indigenen Nationen Nordamerikas bezeichnet werden.
Solange stereotype Vorstellungen an die nächste Generation weitergegeben werden, bringt uns der Verzicht auf die Wörter "Indianer" und "indianisch" keinen Schritt weiter. Es ist weiterhin viel Aufklärungsarbeit erforderlich, damit es endlich zu tiefgreifenden Veränderungen kommt. Die heftigen, kontrovers geführten Diskussionen, die zur Zeit im Internet stattfinden, sind kontraproduktiv. Wenn all diejenigen, die das Wort "Indianer" verwenden, sofort als Rassisten beschimpft werden, führt dies nur dazu, dass sich die Fronten noch weiter verhärten. Dies gefährdet unsere Bildungs- und Aufklärungsarbeit. Wenn pädagogische Einrichtungen sich nicht mehr trauen, ein Projekt durchzuführen, bei dem Kinder und Jugendliche einen ersten kleinen Einblick in die Vielfalt der indigenen Nationen Nordamerikas erhalten, werden auch die stereotypen Vorstellungen nicht verschwinden. Denn diese sind nach wie vor überall präsent.
Es ist sehr wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen. Anstatt schier endlos darüber zu diskutieren, was politisch korrekt ist, sollten wir gemeinsam nach Lösungen suchen. Wir brauchen neue Konzepte, die sich im Schul- und Kindergartenalltag umsetzen lassen. Die verstärkte Nutzung des Internets eröffnet uns dabei viele neue Möglichkeiten. So gibt es z.B. immer mehr Videos, die von Native Americans produziert wurden und die den Kindern und Jugendlichen hier in Europa Einblicke gewähren, die früher nicht möglich waren. Die Sprachbarriere (englisch-deutsch) ist nach wie vor ein Problem, aber wenn wir zusammenarbeiten, wird es möglich sein, Übersetzungen anzufertigen.
Wir möchten auch all diejenigen erreichen, die bis jetzt Projekte durchgeführt haben, bei denen, aus Mangel an Wissen, stereotype Vorstellungen vermittelt wurden. Uns ist bewusst, dass es nicht darum ging Native Americans herabzuwürdigen. Nichtsdestotrotz ist es eine Tatsache, dass die Vermittlung stereotyper Vorstellungen negative Auswirkungen hat. Es geht uns nicht darum, Schuldgefühle zu wecken. Viel mehr ist es wichtig zu reflektieren, warum diese Projekte in dieser Form durchgeführt worden sind und was wir gemeinsam tun können, um die Inhalte so zu verändern, dass sie der Vielfalt der indigenen Nationen Nordamerikas gerecht werden. Es ist uns ein sehr wichtiges Anliegen, dass sich Native Americans und Europäer in Zukunft auf Augenhöhe begegnen können.
Wer seinen Teil dazu beitragen möchte, kann mit uns Kontakt aufnehmen.
Hinweis: Der Artikel mit folgenden Überschriften wurde verschoben.
"Ist es berechtigt von Rassismus zu sprechen, wenn das Wort "Indianer" verwendet wird? - Ist es sinnvoll diese Bezeichnung aus dem deutschen Sprachgebrauch zu verbannen? - Was würden wir damit erreichen?"
Er ist jetzt unter diesem Link zu finden: