"Indianer" - Was bringt der Verzicht auf dieses Wort?

Zur Zeit ist der Schaden größer als der Nutzen


Zu Beginn der ganzen Diskussion hatten wir die Hoffnung, dass nun endlich ein Umdenken stattfinden könnte, denn mit dem Wort "Indianer" sind in der Regel stereotype Vorstellungen verbunden, die hierzulande meistens als "positiv" bezeichnet werden. Sie führen jedoch dazu, dass eine Begegnung mit Native Americans auf Augenhöhe nahezu unmöglich gemacht wird.

Anhand vieler Kommentare im Internet wird deutlich sichtbar, dass es in Deutschland kaum ein Bewusstsein dafür gibt, wie verletzend diese Stereotypen sind. Etliche Medien sorgen mit immer den gleichen Schlagwörtern und Aussagen dafür, dass solche Vorstellungen nicht aufgelöst, sondern noch weiter zementiert werden. Hier sind nur einige Beispiele:

Held unserer Kindheit landet am Marterpfahl

Winnetou in ewige Jagdgründe geschickt

... im Indianerkostüm auf dem Kriegspfad


Solche Aussagen und die Grundeinstellung, die dahinter steckt, sind das eigentliche Problem und nicht das Wort "Indianer" - die deutsche Übersetzung für das englische Wort "Indian". Ursprünglich war dieses eine Fremdbezeichnung, doch sehr oft wurde es zu einer Eigenbezeichnung.

Viele Bücher stehen den Kindern nicht mehr zur Verfügung


In Kindergärten und Schulen wurden Bücher aus den Regalen entfernt, weil sie das Wort "Indianer" enthalten. Ähnliches ist in etlichen Bibliotheken geschehen. Dies führt dazu, dass den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen jetzt noch weniger Informationen zur Verfügung stehen als zuvor.

Wir haben viele dieser Bücher schon immer sehr kritisch betrachtet, weil deutlich zu erkennen ist, dass sie aus einer völlig anderen Perspektive heraus geschrieben wurden. Native Americans waren in der Regel nicht am Entstehungsprozess beteiligt. Dies führte zu vielen Fehlinterpretationen. Es waren jedoch etliche Bücher dabei, die einen ersten Einblick in die Vielfalt der Stammesnationen und Communities ermöglichten. Wir haben in der Vergangenheit darauf hingewiesen, welche Textstellen problematisch sind und warum. So war es immerhin möglich, den Kindern anhand der Illustrationen und Fotos Wissen zu vermitteln.

Diese Materialien fehlen nun und es gibt noch nicht genug Alternativen für die unterschiedlichen Altersgruppen. Es macht keinen Sinn, Veränderungen durch radikale Maßnahmen durchsetzen zu wollen. Ganz offensichtlich fand keine genaue Prüfung der Inhalte statt. Die Bücher wurden in erster Linie aus den Regalen geräumt, weil sie das Wort "Indianer" enthalten.



Woher kommt die Bezeichnung "das böse I-Wort"?


Die Bezeichnung "Indianer" wurde zu einem abwertenden und rassistischen Begriff erklärt. Welche Fakten sind die Grundlage für diese Entscheidung? Wer hat pädagogische Fachkräfte dazu aufgefordert, Kindern und Jugendlichen beizubringen, dass sie nicht mehr "Indianer" sagen dürfen? Woher kommt die Bezeichnung "das böse I-Wort"?

Eines ist sicher, die Native American Association of Germany wurde zu Beginn dieser ganzen Entwicklung nicht um eine Einschätzung der Situation gebeten. Es gibt in Deutschland und den Nachbarländern etliche Organisationen, die bereits seit Jahrzehnten aktiv sind. Sie leisten eine wichtige Bildungs- und Aufklärungsarbeit in politischen und/oder kulturellen Bereichen. Sie haben ebenfalls langjährige Kontakte zu Native Americans und organisieren immer wieder Veranstaltungen mit indianischen Gästen. Ganz offensichtlich wurden sie auch nicht mit einbezogen, als es um diese Entscheidungen ging.

Inzwischen ist deutlich zu erkennen, dass durch die Bezeichnung "Das böse I-Wort" und dessen Verwendung in pädagogischen Einrichtungen ein großer Schaden entsteht. Hier ist der Link zu einem neuen Beitrag, in dem erklärt wird, warum das so ist.

"Das böse I-Wort"


Ferienfreizeiten, Grundschul- und Kindergarten-Projekte wurden einfach umbenannt, ohne die Inhalte zu verändern


Seit in Deutschland behauptet wird, das Wort "Indianer" sei eine "rassistische und abwertende Fremdbezeichnung" und seit das wichtige Thema "kulturelle Aneignung" sehr kontrovers und emotional diskutiert wird, ist folgende Entwicklung zu beobachten: Viele pädagogische Einrichtungen trauen sich nicht mehr, Projekte durchzuführen, die jahrzehntelang bei den Kindern sehr beliebt waren. Wir betrachten dies mit großer Sorge, denn oft wurde durch diese Projektwochen bei den Kindern das Interesse geweckt, mehr über die Stammesnationen zu erfahren.

Inzwischen ist deutlich zu erkennen, dass der Verzicht auf das Wort "Indianer" nicht gleichzeitig zu einem respektvollen Umgang mit dem Kulturgut der Stammesnationen und indigenen Communities führt. Die Inhalte haben sich nicht wesentlich verändert. Dies bedeutet, dass stereotype Vorstellungen nach wie vor an die nächste Generation weitergegeben werden.

 Diese zwei Textpassagen stammen von einem Beitrag auf unseren "Bildungsseiten". Link zum vollständigen Text:

Ein Verzicht ist so nicht sinnvoll


Buffalo Bill hat "Indians" gesagt


Wir erhalten seit mehreren Jahren E-Mails von Autoren und Übersetzern, weil sie nicht wissen, welche Bezeichnungen sie verwenden sollen. Wir können ihnen nicht mehr empfehlen, das Wort "Indianer" in den Büchern zu benutzen, weil dann die sehr große Gefahr besteht, dass ein Verlag ein solches Buch nicht mehr annimmt. Bei Romanen mit einem historischen Hintergrund stellt die Suche nach Wörtern inzwischen eine große Herausforderung dar. Buffalo Bill hat definitiv nicht die Bezeichnung "Native Americans" verwendet. Er sagte "Indians". Wir haben uns dann darauf geeinigt, das englische Wort stehen zu lassen, aber im Grunde genommen macht das nicht viel Sinn, denn die deutsche Übersetzung für das Wort "Indian" lautet "Indianer". Dies ist nur ein Beispiel von vielen und zeigt ganz deutlich die Verunsicherung bis hin zur Sprachlosigkeit, die jetzt herrscht.

Wir sammeln ständig weitere Informationen zu diesem Thema.

Eine Liste aller neuen Beiträge zu diesem Thema ist auf der Seite "Navigation" zu finden.