Wie bereits auf der Startseite erwähnt, beobachten wir hier in Europa ein ständig größer werdendes Bewusstsein und wir begrüßen diese Entwicklung sehr. Andererseits gibt es nach wie vor einen sehr großen Mangel an Wissen. Wir erhalten viele E-Mails von Deutschen, die ihr Interesse an den Kulturen und den Traditionen der indigenen Nationen Nordamerikas bekunden und die gerne Kontakt zu Native Americans hätten, um Wissen aus erster Hand zu erhalten. Die stereotypen Vorstellungen, die stets als "positiv" bezeichnet werden, machen jedoch einen Austausch auf Augenhöhe unmöglich. Wir werden immer und immer wieder mit den selben Problemen konfrontiert, was für uns alle sehr frustrierend ist.
Bis jetzt haben wir immer versucht, so diplomatisch wie möglich zu sein. Wir richteten unseren Fokus auf das Teilen von Informationen aus erster Hand, die bereits im Internet zur Verfügung stehen. Viele Native Americans benutzen intensiv das Internet, um ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Die Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt. Jeder hat jetzt einen Zugang zu diesem Wissen. Aber anstatt es für Bildungszwecke zu nutzen und sich auf eine konsequente Art und Weise daran zu halten, wird von denjenigen, die ihre eigenen, persönlichen und egozentrischen Ziele verfolgen, eine befremdliche Mischung erschaffen, die sowohl aus dem Wissen aus erster Hand, als auch aus stereotypen Vorstellungen besteht.
Wenn Kinder in Deutschland ein "Indianer"-Kostüm anziehen, dann verbergen sich dahinter in der Regel keinerlei boshafte Absichten. Sie möchten so sein, wie ihre Vorbilder. Das Problem besteht darin, dass die Art und Weise, wie diese Kinder Native Americans wahrnehmen, auf stereotypen Vorstellungen basiert. Deshalb ist die Bildungs- und Aufklärungsarbeit so wichtig. Eine größere Anzahl von Kindern, die die Möglichkeit hatten, mehr über die besondere Bedeutung von indigenen Trachten zu erfahren, wollten die gängigen "Indianer"-Kostüme anschließend nicht mehr anziehen.
All die vielen Jahre lang haben wir unseren Fokus auf diese Bildungs- und Aufklärungsarbeit gerichtet, indem wir Wissen aus erster Hand weitergegeben haben. Niemals stand dabei die Forderung eines "Indianer"-Kostümverbots auch nur ansatzweise im Raum.
Ganz offensichtlich haben einige Deutsche unsere diplomatische Art und Weise, mit dieser gesamten Situation umzugehen, missverstanden. Sie kontaktieren uns in erster Linie aus folgendem Grund: Von uns wird erwartet, dass wir ihnen dabei helfen, Handlungen, bei denen es sich eindeutig um kulturelle Aneignung handelt, zu rechtfertigen.
Deshalb möchten wir erneut darauf hinweisen, dass eine Mehrheit der Native Americans diese "Indianer"-Kostüme als eine Verhöhnung ihrer Kulturen empfindet. Wir haben diese Information von Anfang an öffentlich geteilt, sogar bevor unsere Organisation 1994 gegründet wurde. Jahrzehnte später sehen wir uns noch immer mit dem selben, alten Problem konfrontiert und das ist sehr frustrierend. Warum scheint es für ziemlich viele Menschen, die keine indigenen Wurzeln haben, unmöglich zu sein, die Wünsche indigener Menschen zu respektieren, deren Vorfahren sehr viel ertragen mussten, um Traditionen trotz allem am Leben zu erhalten.
Diese "Indianer"-Kostüme basieren auf stereotypen Vorstellungen, die einen extrem negativen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung indigener Kinder und Jugendlicher haben.
Unsere Bitte um Respekt vor den, noch immer praktizierten, alten Traditionen, wird in deutschsprachigen Ländern von einer Mehrheit derjenigen ignoriert, die stets beteuern, wie sehr sie doch Native Americans bewundern.
"It's Time to Change the Narrative" ("Es ist Zeit, dass wir das Narrativ umwandeln") ist ein gutes Motto, um zum Ausdruck zu bringen, wie wichtig es ist, sich von alten Konzepten zu verabschieden, um offen für eine Entwicklung zu sein, die das Potential hat, endlich Frieden, Heilung und Harmonie zu bringen.